Imposter-Syndrom

Was ist das Imposter-Syndrom?

Das Hochstapler- oder Impostersyndrom beschreibt die konstante Angst, dass die eigenen Erfolge nur aufgrund von Glück oder Timing zustande gekommen sind und nicht aufgrund der eigenen Leistung. Betroffene haben das Gefühl, nicht so fähig zu sein, wie andere sie einschätzen, und fürchten die „Entdeckung“ ihres Betrugs.

Sie spielen ihre Erfolge herunter, zum Beispiel indem sie ihre Errungenschaften als „einfach“ abtun und Komplimente nicht annehmen. Diese ständigen Selbstzweifel können zu ernsthaften psychischen Problemen führen. (Bell et al., 2021, S.421)

Der Begriff des Hochstapler- oder Impostersyndroms wurde 1978 von den Psychologinnen Pauline Clance und Suzanne Imes geprägt: Sie beschrieben damit die Hochstaplergefühle, die von leistungsfähigen Frauen in ihrer Praxis berichtet wurden. (Dozier, 2021, S.167)

 

Wer ist typischerweise betroffen?

Alle Personengruppen können vom Imposter-Syndrom betroffen sein, allerdings haben Frauen ein besonders hohes Risiko.

Die Gründe dafür liegen unter anderem in ihrer Sozialisation:

  • Frauen gelten schnell als aggressiv, wenn sie ihre Ideen nicht als Fragen formulieren.
  • Sie werden bestraft, wenn sie ihre Macht in Meetings nutzen.
  • Im Vergleich zu Männern minimieren sie ihre Gehaltserwartungen und beruflichen Ambitionen.

Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Frauen ihre Fähigkeiten anzweifeln und sich ihr Imposter-Syndrom verschlimmert.

Auch unterrepräsentierte Minderheiten haben ein erhöhtes Risiko für das Hochstaplersyndrom (Bell et al., 2021, S. 421). Eine Gemeinsamkeit mit der Gruppe der Frauen besteht darin, dass sie meist wenig erfolgreiche Vorbilder haben (Dozier, 2021, S. 168). Außerdem sind leistungsstarke Personen, die ihren Selbstwert an ihren Erfolg binden (Bell et al., 2021, S. 421) und Menschen mit einem höheren Bildungsniveau häufiger vom Impostersyndrom betroffen. Andere Ursachen für das Hochstaplersyndrom sind in der Kindheit begründet:
Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn es ein anderes Familienmitglied gab, das als das „intelligente“ Kind galt und Betroffene als Erwachsene versuchen zu beweisen, dass sie auch leistungsfähig sind. (Klinkhammer & Saul-Soprun, 2009, S. 167-168, 171)

 

Hochstaplersyndrom bei Frauen in der Wissenschaft

An Universitäten leiden viele leistungsstarke Frauen unter dem Hochstaplersyndrom.
Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Erstens besteht an Hochschulen eine langjährige Bewertungs- und Prüfungssituation.
        Die Bewertung ist dabei oft nicht nur leistungsorientiert, sondern personenbezogen.
  • Frauen werden häufig nicht auf Führungspositionen vorbereitet,
        weshalb mit höherer Karrierestufe oft die Angst steigt, „entlarvt“ zu werden.
  • Außerdem befinden sich Frauen in einem sogenannten Double-Bind:
        Sie müssen einerseits der traditionellen Frauenrolle gerecht werden,
        aber andererseits auch im Hochschulkontext erfolgreich sein.
        Diesen beiden Zielen gerecht zu werden ist schwierig und kann die Angst vor Machtpositionen verstärken.
  • Hinzu kommt, dass sich manche Frauen fragen, ob sie ihren Job aufgrund ihrer Leistung oder nur wegen  der Frauenförderungspolitik an Hochschulen bekommen haben (Klinkhammer & Saul-Soprun, 2009, S. 172, 176).

 

Lösungsansätze

Der erste Schritt besteht darin, das Imposter-Syndrom bei sich selbst zu erkennen.
Das geht zum Beispiel über den Hochstaplertest bei Klinkhammer (S. 178).

Bei weiterem Redebedarf können Sie sich auch an die Psychosoziale Beratung wenden.

 

Literaturverzeichnis

Bell, C. M., Vest, T. A. & White, S. J. (2021). Dealing with doubt: Overcoming impostor syndrome in new practitioners. American Journal Of Health-System Pharmacy, 79(6), 421–423. https://doi.org/10.1093/ajhp/zxab425

Dozier, V. (2021). A few kind, but true words: using the research consultation to empower marginalized graduate researchers struggling with impostor syndrome [Conference proceedings]. LOEX, 3–4.

Klinkhammer, M. & Saul-Soprun, G. (2009). Das „Hochstaplersyndrom“ in der Wissenschaft. Organisationsberatung Supervision Coaching, 16(2), 3-4,8-7,12,14,165–182. https://doi.org/10.1007/s11613-009-0120-1

 

Letzte Änderung: 28.05.2025 -
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